Mittwoch, 28. Februar 2018

ABI ku: I. Epochen und Stile (1)

1. Der Klassizismus (1770-1830)


Jaques-Louis David: Der Schwur der Horatier, Öl/LW, 1784
(http://www.bilder-geschichte.de/bilder/david-eid-horatier.htm)
Das Bild ist in der Zentralperspektive gemalt und enthält senkrechte und waagerechte Einteilungen. Die Menschen sehen aus wie Statuen, da keine natürliche Beleuchtung nachgeahmt wurde, sondern ein Theaterlicht. Der Aufbau ist insgesamt sehr statisch uns streng, was die Rationalität unterstreicht. Dadurch, das der Fluchtpunkt hinter den gekreuzten Schwertern ist, wird der Schwur hervorgehoben.
In der französischen Revolution orientierte man sich an der Antike, welche als die Geburtsstunde der Demokratie gefeiert wurde. Man strebte die römischen Staatstugenden an, was bedeutet, sich als Individuum dem Wohle des Staates zu unterwerfen.

2. Sturm und Drang


Francisco de Goya: Der 3. Mai 1809 Die Erschießung der Aufständischen, 1814
(https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Erschießung_der_Aufständischen)
Das Gemälde ist eingeteilt in eine linke und eine rechte Hälfte, auf der einen Seite die Spanier und auf der anderen die Franzosen. Besonders auffällig ist der Hell-/Dunkelkontrast: das dargestellte Licht wird von einer natürlichen Quelle produziert, ist aber auch symbolisch zu verstehen. Während die Spanier naturalistisch und erkennbar gemalt sind, werden die Franzosen, da sie sich vom Betrachter abwenden, als gesichtslose Mörder dargestellt.
Das Bild thematisiert die französische Besetzung von Spanien und ist die erste realistische (also nicht heroische) Darstellung des Krieges. Der Realismus zeigt das Leid der einfachen Menschen und die sozialen Probleme deutlich, ein völlig neues Konzept.

3. Die Romantik (1795-1830)


Caspar-David Friedrich: Abtei im Eichenwald, Öl/LW, 1809

(https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_im_Eichwald)
Das Bild hat keine klare Perspektive, der dunkle Vordergrund bildet eine nach oben offene Ellipse. In der Mitte des Bildes ist das Kirchenfenster einer Ruine zu sehen, dahinter scheint Licht, was eine Symbolische Bedeutung haben soll. Das Bild soll eine melancholische Stimmung erschaffen.
In der Romantik sind häufig Symbole der Vergänglichkeit oder nationale Symbole zu erkennen, es wird oft eine Verbindung zum Mittelalter und dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation (HrRdN) hergestellt. Themen sind die deutsche Vergangenheit und die Kirche. Das Leben wird als düster dargestellt, alles stirbt und verfällt. Man glaubte auch an eine Erlösung durch Gott.

Die romantische Kunsttheorie:
Das Kunstwerk sollte dem Gebet ähnlich sein, es diente dem Seelenheil. Dadurch wird es zu einer Art Offenbarung oder mystisches Erlebnis -> Nähe zur Religion
Der Künstler wurde als Mittler zwischen Gott und Mensch angesehen, der die Offenbarungen Gottes in der Natur wiedergeben soll (Pantheismus). Die Künstler würden dadurch zum "Liebling Gottes".
In der Farbe galt eine Dualität des Lichts und der Finsternis als schön, denn die Farbe und das Licht sind ein Mittel Gottes.
Aufgrund der Säkularisierung wurde die Kunst eine Art Ersatzreligion.

4. Die französische Romantik


Theodore Gericault: Das Floß der Medusa, Öl/LW, 1819
(https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Floß_der_Medusa)

Historischer Hintergrund:
Die Fregatte "Meduse" stach am 18. Juni unter Kommando eines Kapitäns in See, der seit 25 Jahren kein Schiff mehr betreten hatte. Er setzte das Schiff am 2. Juli [...] vor der westafrikanischen Küste auf Grund. Die wenigen Rettungsboote wurden von Offizieren und Beamten besetzt, die Mannschaft musste sich ein Floß bauen. Ohne ausreichend Proviant und Trinkwasser wurden nach zwölf Tagen nur fünfzehn der hundertfünfzig Flüchtlinge von der Mannschaft der "Argus" geborgen. Augenzeugen berichteten von Kannibalismus.

Das Bild besteht aus vielen diagonalen Linien und Dreiecken, was einen unruhigen Eindruck macht. Die Menschen und Dinge haben keine Konturen, weshalb es sehr malerisch ist. Es gibt keine eindeutige Lokalfarbigkeit, weshalb ein starker Hell-/Dunkelkontrast auftritt. Das Bild ist sehr dynamisch und orientiert sich an der Kunst des Barock.
Es wird ein politisches, aktuelles Thema dargestellt und es gibt keine Helden: der Mensch wird als den Naturgewalten unterworfenes Wesen dargestellt, das zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Das Bild ist ebenfalls realistisch und stellt das Leiden der einfachen Menschen dar.

5. Der Impressionismus (1860-1890)

Die Künstler entfalten sich selbst, denn sie müssen keine Aufragsbilder für Adelige/Kirche mehr malen. Es gibt keine Salonmalerei, nicht mehr der König entscheidet, was Kunst ist. Im Impressionismus setzten sich die Künstler mit der Fotografie außeinander.

Motive:
Es werden keine mythischen Themen mehr dargestellt, sondern banale Alltagssituationen, das "moderne Leben" und die Natur. Dafür malen die Künstler gern im Freien /"Plein-air-Malerei", Freiluftmalerei, da Tubenfarbe erfunden wurde). Monet malt zudem Serien der jeweiligen Motive.


Claude Monet: Die Kathedrale von Rouen, 1892/93
(http://www.kooye.de/crump/)
Das Bild wurde mit flotten Strichen und lockerer Pinselführung gemalt (Pinselduktus), es findet sich ein pastoser Farbauftrag mit kleinen Tupfen. Das Werk ist Teil der Primamalerei, es wurde auf einmal gemalt.
Im Bild sieht man keine Räumlichkeit, die Darstellung ist sehr flächig. Da es keine Perspektive gibt, gibt es auch einen sehr geringen Tiefenraum, außerdem sehen wir, ähnlich wie auf Fotos, einen zufälligen Ausschnitt der Kathedrale.
Erstmals wir mit hellen, ungemischten Farben gemalt, es entsteht durch das enge Nebeneinandertupfen der Farben eine optische Mischung, und es entstehen farbige Schatten. Die Farbe löst sich vom Gegenstand (=Lokalfarbe), somit wird die Farbe zum Träger des Lichts und es kommt zu einem Komplementärkontrast, es entsteht eine Simultanität. Das Auge des Betrachters nimmt dadurch ein atmosphärisches Flimmern wahr.
Im Impressionismus wird das Motiv unwichtig, es werden nur Sinneseindrücke dargestellt, die aber keine Bedeutung haben. Nur das Wahrnehmen selbst wird gezeigt. Der Maler soll malen, was er sieht, und nicht was er weiß oder erkennt (innocence of the eye). Die traditionelle Maltechnik wird aufgegeben.

6. Der Postimpressionismus (1880-1900)

Die Bilder bestehen aus Flächen aus Tupfen reiner Farben, es kommt zu einer Prismatischen Farbzerlegung und Fabrkontrasten. Dadurch scheinen die Bilder zu erstarren. Die Bilder dienen nur zur wissenschaftlichen Außeinandersetzung mit Farbe und ihrer Wirkung.

7. Der Jugendstil (1890-1910)

Die Motive sind häufig Pflanzen, Ornamente und mittelalterliche Sagen. Man orientiert sich an der frühen Rennaissance und dem Mittelalter, die Bilder werden mit Mustern und Ornamenten überzogen. Die Idee dahinter ist die Verbindung des Menschen mit der Natur in der Kunst, Architektur und im Design


Aubrey Beardsley: Le Morte d'Arthur, 1893/94
(https://www.pinterest.co.uk/pin/213569207309449214/)

8. Fauves (1905-1925)

Die Bilder bestehen aus großen, einfachen Formen und Grundfarben: der Ausdruck ist die Wirkung der Komposition (-> Formalismus)


Henri Matisse: Der Tanz/la danse, 1909/10
(https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tanz_(Gemälde))

9. Expressionismus (1905-1914)

Die afrikanische Kunst wird nachgeahmt. Es werden eckige und zerhackte Formen gemalt, die Motive sind sehr realistisch und ungeschöhnt, zum Beispiel Krieg oder Prostitution. Es kommt der sogenannte Primitivismus auf, in dem afrikanische Masken kopiert werden. Es kommt zu einer (links-)politischen, provokativen Kunstform. Sehr farbige Bilder beinhalten viele Kontraste und extreme Farbwirkung, weshalb es zur Synästhesie (Das wahrnehmen von zwei Eindrücken gleichzeitig) kommt.


Ernst Ludwig Kirchner: Fünf Kokotten, 1914
(https://www.pinterest.com/pin/465489311460435534/)

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